Last Night of the Proms 2009 – ich war dabei!

Und ich habe mitgesungen: Laut, falsch und begeistert! Wobei mein Text immer richtig war. Denn ich stand ja im Londoner Hyde Park, und da wurden die Texte auf den großen Leinwänden eingeblendet. Weil niemand annimmt, dass jeder den Text von Jerusalem oder Land of Hope and Glory auswendig kennt.

40.000 Menschen waren da, es war abgefahren. Ich hätte mir vorher nie vorstellen können, dass eine derart riesige Veranstaltung so geordnet abläuft. Kein ungeduldiger Ellbogen, kein genervtes Gesicht, selbst nicht beim Schlangestehen vorher. Die ätzenden „Ich bin Erster“-Typen gab es erst wieder am Flughafen, und das waren Deutsche. Im Park konnten wir jederzeit bis vorne an die Bühne gehen, es ließ uns immer jemand durch, obwohl es voll war. Das war wirklich klasse.

Mit dem Fähnchenschwenken verhält es sich übrigens auch ganz anders: Man muss Fähnchen schwenken, weil man sich sonst nicht wiederfindet. Fähnchen schwenken und telefonieren. Allerdings funktionieren deutsche Handys nicht zuverlässig in London, also blieb nur das Fähnchenschwenken und der Versuch, nicht in Panik zu verfallen. Diese Briten hier hatten beide Optionen.

Bei uns hat dann der größte Mann in der Gruppe das größte schultertragbare Kind der Gruppe samt Union Jack auf die Schultern genommen und sich mit dem Flaggenstiel ins Auge pieksen lassen. Gesehen hat das Kind zwar nichts (der Mann dann auch nicht mehr), aber das Kind wurde gesehen und hatte damit seinen Zweck erfüllt.

Ich sage noch einmal: 40.000 Menschen sind viel. Noch viel mehr als auf diesem Bild:

Und auch noch mehr, als wenn man dieses noch dazu nimmt:

Alle diese Menschen hatten übrigens Picknick dabei. Wir auch, aus der Marks & Spencer Food Hall. Unser Picknick sah so aus:

Ach, ich brauche noch mal Musik zwischendurch. Jerusalem. Auch übertragen aus der Royal Albert Hall:

Da war es natürlich schon dunkel inzwischen. Mein Zeitgefühl war komplett hinüber. Dann kann ich jetzt auch noch mal in die Dämmerung zurückspringen. Und zu seltsam gekleideten Zeitgenossen. Patrioten waren das aber nicht – das ist eher ironisch, nehme ich an.

(Ich habe all diese Fotos übrigens mit meinem Nokia-Handy gemacht und bin jedesmal wieder neu begeistert!)

Barry Manilowe erspare ich euch, eine Mumie auf zwei Beinen, ein Botoxbeispiel, Versuchsobjekt der plastic surgery. Aber die Menschen waren begeistert, schien’s. Wir denn doch nicht so.

Aber zum Schluss, als der weg war, da war es einfach toll! Land of Hope and Glory. Kann ich jetzt auch auswendig. Man geht übrigens im Park eher nicht in die Knie (mein deutscher Fehler), sondern hüpft auf und ab.

Zum Feuerwerk gab’s Seifenblasen und dann ging es absolut geordnet durch Knightsbridge zurück zum Hotel. Und alle waren glücklich. Sowas von!

(Allerdings sollte jemand doch mal den Briten sagen, dass sie nicht gefunden werden, wenn sie zum Schluss alle Fähnchen schwenken. Das war dann doch etwas chaotisch!)

14. September 2009 von Britta Freith
Kategorien: Entspannen, Rezeptionsbefehl, Stilkritik | Schlagwörter: , , | 4 Kommentare

Kommentare (4)

  1. Ich hörte von der Reise, allein die Veranstaltung selbst erschließt sich mir irgendwie nicht so ganz … Welche proms und warum last night? Ich erbitte kurze Aufklärung. 😉

  2. Also, die Proms ist eine jährliche Reihe erstklassiger Konzerte von der BBC. Die Last Night ist das letzte, ein Highlight, das jährlich nach dem selben Ritus begangen wird. Nur die Protagonisten wechseln. Seit 13 Jahren findet die Last Night nicht nur in der Royal Albert Hall, sondern auch in verschiedenen britischen Parks statt. Die werden auch immer mal zusammengeschaltet, zum Beispiel um die Orchester an den verschiedenen Orten gemeinsam zu dirigieren.
    Mehr darüber steht zum Beispiel bei Wikipedia.

  3. Danke dir, jetzt bin ich im Bilde! Ja, auf Wikipedia hätte ich auch mal kommen können … 😉

  4. ich war auch dabei. Ich bin Elise aus Holland. Leider habe ich nicht ein DVD oder video von dem 2.en Teil. Wer kann mich weiter hilfen.

    Vielen dank!

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