re:publica 14 – zweiter Teil bis zum Ende

Es ist schwierig mit der re:publica. Vor allen Dingen, wenn man nicht genau weiß, warum man hingeht. Ich habe viele enttäuschte Reaktionen gehört, viel Unverständnis. Und ich weiß noch, dass es mir bei meinem ersten Mal vor drei Jahren genau so ging. Viele Vorträge reichten mir nicht weit genug in die Tiefe, waren banal, wenig oder gar nicht überraschend. „Es geht ja auch ums Netzwerken“ hörte ich dann aus eingeweihtem Munde. Ja. Nein.

Teil des Gesamtwerks werden: re:publica 14

Teil des Gesamtwerks werden: re:publica 14 – (Fotocredit: @textzicke)

Es geht ganz viel um Netzpolitik. Um die Freiheit des Netzes, die Zukunft des Internets. Besonders diesmal ist das so, im Jahr 0 nach der Entdeckung, dass das ganze Netz weit durchleuchteter ist, als wir es so ahnten. Bis in die letzte Ecke ausgeleuchtet. Zur weitreichenden Überwachung instrumentalisiert, missbraucht. Es geht darum wach zu sein, das Wissen darum in die Gesellschaft zu tragen. Weniger Informierte müssen aufgeklärt werden. Wichtig ist auch, dass das Netz frei nutzbar bleibt, und zwar für jeden gleich – nicht unterteilt in Arme und Reiche. (Stichwort Netzneutralität.) Urheberrechtsfragen sind nach wie vor ungeklärt, auch das Leistungsschutzrecht hängt irgendwo zwischen Himmel und Erde. Übrigens war dies nach einer nicht repräsentativen und improvisierten Umfrage im Vortrag von Jonny Häusler das Recht, das alle Anwesenden am wenigsten interessierte.

Aber es geht auch um Banales, um Lustiges – wer das Politische nicht will, sollte sich kulturelle Spaßthemen schnappen. Die re:publica hat ganz viel mit Kunst zu tun.

Schwierig übrigens: Wenn auf der Nachbarbühne laut gelacht und geklatscht wird und man mit dem Vortrag vor der eigenen Nase gerade nicht so zufrieden ist. Der Drang, aufzuspringen und schnell rüberzurennen, um ja nichts zu verpassen, ist so groß. Auch so ein Ding: Jeder baut sich seine eigene re:pbulica.

Meine Idee, mich am letzten Tag mit möglichst vielen Menschen zu treffen, wurde durch das
mäßig ( )
kaum ( )
nicht ( )
(bitte eigene Erfahrung ankreuzen)
funktionierende Wlan torpediert. Ich habe dann zum Teil andere, als geplant, getroffen. Sehr gerne getroffen hätte ich noch Mareice vom Kaiserinnenreich. Ich hoffe sehr, dass das nicht erst im kommenden Jahr etwas wird.

Übrigens gab es noch eine wunderbare Klammer, wie man es beim Drehbuch nennt: Als ich gerade gehen wollte, rief mich jemand. Es war René aus meinen ersten re:publica-Minuten, den ich zwischendurch nicht einmal gesehen hatte. Anfangs-Drink, Abschluss-Drink, Erwartungen und Resümee geteilt: besser geht es doch nicht.

Und das habe ich am letzten Tag sonst noch gemacht:

Wibke Ladwigs Vortrag war für mich extrem problematisch, weil ich bei diesen Themen immer große Schwierigkeiten habe, sitzen zu bleiben, nicht mit ausgerecktem Arm zu schnippsen und ständig dazwischenzurufen. Dank einer (ausnahmsweise) funktionierenden Verbindung zu Twitter habe ich mich dort ausgetobt. Wirklich super von Wibke war übrigens, ihre eigene Session mit vorgeplanten Tweets auf einer weiteren Ebene zu erweitern. Ich liebe Veranstaltungen besonders ab dem Punkt, an dem sie ins Dreidimensionale aufsteigen.

Ich sollte mich nicht ewig mit einer Session befassen, bei der ich erst katatonisch wippte, um nicht einzuschlafen, und dann rausgegangen bin. Trotzdem etwas zu „Into the Wild? Nicht mit mir!“

„Soziale Praktiken“ als Begriff im Zusammenhang mit der Nichtnutzer-Forschung (nicht zu verwechseln mit der Nichtsnutz-Forschung, ob es die gibt, könnte ich jetzt googeln, mache ich aber nicht.) – äh, wo war ich? Also: soziale Praktiken erinnern mich vom Wort her an Sexualpraktiken und dann letztlich daran, dass ich nicht zuende studiert habe. Diese Aussage soll keine verfängliche Note bekommen, sondern nur illustrieren, dass ich sperrige Begriffe für aktive Handlungen ablehne.

Es ist schon niedlich, wenn eine junge Wissenschaftlerin die Feststellung macht, dass WhatsApp eine starke Konkurrenz zu Facebook darstellt, besonders, wenn es um Austausch (also wohl Chat) geht. (Ich drücke mich ungenau aus. Auf der Folie heißt es: „WhatsApp zentral für mediatisierte interpersonale Kommunikation.“)

„In immer mehr Situationen spielen Medien eine Rolle.“ Haben solch erstaunliche Aussagen eine Berechtigung auf einer Veranstaltung wie der #rp14? Und was ist, wenn eine junge Frau von ihrer Probandengruppe als „junge Leute“ redet und dadurch ihre eigene Altersgruppe wie mit dem Katapult in Richtung oben verlässt? Ich wundere mich häufig, über standadisierte Formulierungen, die viele kritiklos übernehmen, nur, „weil es immer so gesagt wird“.

Betriebssystem Buch. Bei 30:35 im dazugehörigen Video könnt ihr übrigens meine Wortmeldung hören und meinen Wunsch, endlich mal interaktive Bücher zu schaffen. Hallo, hier, ich möchte da bitte mitmachen, ich habe dazu viele tolle Ideen!

Irgendwie auftauchen aus der Masse: re:publica 14

Irgendwie auftauchen aus der Masse: re:publica 14 – (Fotocredit: @textzicke)

Am Ende einer Großveranstaltung ist es wie beim Sport: runterkühlen. Kopf rauscht eh. Also hab ich mir ganz zum Schluss noch die Anleitung zum Entlieben im Internet angehört. Es plätscherte schön, die Stimmung war heiter, ich hatte eine Steckdose und mein Laptop Strom.

(Zum ersten Teil meiner Zusammenfassung geht es hier entlang.)

09. Mai 2014 von Britta Freith
Kategorien: Arbeitsalltag | Schreibe einen Kommentar

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