Wie ich zur Burgschnitzerin wurde

Ich habe kein gutes Verhältnis zu Messern. Das hat verschiedene unerfreuliche Gründe. Der verletzendste ist, dass sie gerne in meinen Fingern landen. Zack, ist die Kuppe ab. Je nach Zartheit des Gemüts dürfen sich Leserin und Leser ab hier eine mehr oder minder große Sauerei vorstellen, bis ich mir einhändig zuerst ein Taschentuch und später ein Pflaster um die Wunde gewickelt habe. Meist tatsächlich „um“ die Wunde, denn so ein Finger ist ja rund und das Pflaster rutscht ab. Also endet die vielversprechendste Technik des Fingerumwickelns immer in irgendwas mit „rundum“.

(Ergänzend angemerkt war die gemeinste Messerverletzung im Fuß, als mir nämlich das neue, schwere Fleischmesser runterfiel und sich natürlich mit der Spitze in meinen Mittelfuß bohrte, wo es immerhin nicht steckenblieb, sondern abprallte. War trotzdem ziemlich blöd, danke vielmals.)

Ansonsten habe ich als Kind natürlich den Messertrick von Branko aus der roten Zora ausprobiert. Aber ich war nicht so schnell. (Alle über 18 dürfen das jetzt googeln.) Vielleicht kommt es daher, dass die Aussicht auf ein Schnitzmesser mich reizte, und ich meinen Namen in die Ziehung schmiss. Und ich habe eins von zehn Messern gewonnen!

Es ist ein sehr feines Messer mit einem Holzgriff und einer Klappfunktion. Die Klinge bleibt starr, wenn man einen Ring am Schaft dreht. Diese Klinge ist übrigens sehr scharf – so scharf, dass ich sie keinesfalls in meinen Fingern haben will! Ich tippe nämlich gern mit allen zehn. So kam das Messer bei mir an, es hat sich hier noch versteckt:

Messerpäckchen

Meine Aufgabe jetzt: Ich sollte etwas schnitzen, im Wettbewerb mit den anderen. Abgesehen von einem Kürbis hatte ich das noch nie gemacht – nur Augen in Radieschen.Und der Kürbis vor Jahren war auch eher ein grobmotorisches Machwerk. Holz kam mir daher zu schwierig vor. Zum Glück durfte es auch ein anderes Material sein. Passend zu meiner Garten- und Kochleidenschaft wählte ich also eine Steckrübe.

Ich Steckrübe

Sie sollte ein Burg oder ein Schloss werden. Mir war klar: Alles, was später rausragen soll, muss stehenbleiben. Also versuchte ich zu planen – Erker, Türmchen und so.

Steckrübe rohbau

Richtig aufregend wurde es, als ich anfing, erstmals in die Tiefe zu gehen. Eine kleine Mauer sollte stehenbleiben. Ein Stechbeitel wäre wohl besser gewesen, aber das Messer hatte ja auch eine Spitze…

Steckrübe Messer

Diese Spitze hat mich übrigens oft irritiert: Die Klinge meiner kleineren Küchenmesser ist gerade, nur der Rücken ist gebogen. Aber beim Schnitzmesser ist das andersherum. Das ist praktisch zum Arbeiten, aber ungut, wenn man vergisst, welche Seite scharf ist.

Hier sind schon erste Fenster drin: Ich habe mit der Messerspitze kleine Quadrate gestanzt und die Steckrübenwürfel rausgehebelt. Sie fliegen ganz gut übrigens 😉

Steckrübenburg erste Fenster

Die Zinnen waren einfacher, als ich dachte. Ihr seht hier auch Fehlschnitte und den Beginn eines Baums. Beim Stamm hatte ich richtig Schiss, der konnte doch nur abbrechen!
Erst dachte ich, es geht gut, aber auf diesem Bild sieht man: Er ist dann doch abgebrochen. An dieser Stelle viele Grüße an die Zahnstocherindustrie.

Steckrübe Baum fertig

Mit der Zeit wurde die Steckrübe übrigens weicher und wässriger – ohne aber ihre Form zu verlieren. Dennoch musste ich nach vier Stunden zum Ende kommen. Ich habe dann noch ein kleines Schiff geschnitzt und eine feine Fahne und Segel von der Steckrübe gehobelt. Supermesser!

Ganze Ansicht
Hier mal eine Draufsicht. Seht ihr den Brunnen?? Auf den bin ich besonders stolz. Der ist mir nämlich erst hinterher eingefallen. Ich habe das Steckrübenfleisch um ihn herum sorgfältig weggeschnitten.

Aufsicht

Man sieht allerdings, dass die Rübe bei den Fotos einen Tag später schon ganz schön eingetrocknet war.

steckrübe brunnen

Den ganzen Prozess habe ich auf Facebook dokumentiert. Hier sind Video 1, Video 2, Video 3, Video 4. Facebook rechnet die Videos kleiner, aber man erkennt das Prinzip ganz gut.

Oh, ihr könnt jetzt natürlich drüben bei Wohlgeraten für mich abstimmen, wenn ihr findet, dass meine Burg das beste Schnitzwerk ist. Ich persönlich mag übrigens die Gabel sehr gern, und sie ist aus Holz. Dem Schnitzgewinner winken 2 Nächte in einem Holzhotel im Salzburger Land (Hach!) und Abstimmende können ebenfalls an einer Verlosung teilnehmen, müsst ihr mal gucken.

Noch schrumpelt die Burg bei uns in der Küche vor sich hin. Sie stinkt nicht mehr ganz so doll nach Kohl (Steckrübe = Kohlgewächs = eigentümlicher Geruch), aber sie wird nicht ewig halten. Leider, wie die Kinder finden. Und warum ich sowas noch nicht gemacht hätte, als sie klein waren.

Tja…

19. November 2014 von Britta Freith
Kategorien: Entspannen, Gewinnen, Kreativ sein | 5 Kommentare

Kommentare (5)

  1. Das ist so großartig, ich kann es immer noch nicht fassen, dass es geklappt hat. Ich hatte deine Ankündigung mitbekommen und dann gedacht: ein Schloss aus einer Zuckerrübe, naja, das wird wohl nichts großartiges werden.

    Da hab ich mich aber mal geschnitten. Glücklicherweise nur mental. Ich bin sowas von restlos begeistert von deinem Schloss, ich würde direkt einziehen.

    Und klar, dass ich dafür stimme. Das ist die großartigste Zuckerrübenschnitzerei die die Welt je gesehen hat 🙂

  2. Liebe Britta, Danke für’s mitspielen.
    Bleibt mir nur noch zu sagen: Verdient gewonnen!

    Viele Grüße,
    Charis

  3. Sieht aus wie eine Käseburg 🙂 Klasse gemacht!

  4. Pingback: Im Interview – Britta Freith | Christa Goede

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