Einseitige Gespräche (6)

In der U-Bahn habe ich erfahren, dass auch andere sich die Schultern auskugeln.* Zum Beispiel der Sohn einer graumelierten, lockenhaarigen Frau von ca. Mitte-Ende 40. Sie redete sehr laut ins Telefon.

Hallo C. Ja, ich hab das Gefühl, wir telefonieren immer aneinander vorbei.
Ah.

Ach Gott, das ist ja schon verjährt.

Ich hab mir schon gedacht, ihr wart ja unterwegs. Das hält sich ja. Kann man später mal verschnokern.

Und, wie gehts euch? Stressig wegen Baustelle, mh.

Wie jetzt?

Kann ich bestätigen, mein Sohn hat einen Silvesterböller geworfen und sich auf U. die Schulter ausgerenkt. Der war auf einer Fete auf U. und hat sich die Schulter ausgekugelt. Ja, da kriegte ich einen Anruf, J. ist im Krankenhaus…

Das ist fast noch schneller als deine Bande

Ja, so ist das.

Im Moment hat J. eine Fußphase, denn er muss erst seine Prüfung machen und dann [Rauschen].
Wir werden erst im im Februar wieder nach S. fahren.

Du scheinst ja auch ziemlich im Stress zu sein. Wenn du da Zeit hast, können wir ja am Wochenende mal telefonieren. Wenn du da deine Kopierei feritig hast. Ich meine, weil P. jetzt fertig ist mit Kopieren, dann wollt ihr bestimmt weiter machen. Dann schönen Abend dahinten, und Grüße noch. Tschühüß.

[seufzt laut]


*Ich habe mir Weihnachten die linke Schulter ausgekugelt, weil ich die Treppe hinuntergefallen bin. Es war sehr schmerzhaft, ist langwierig und nervt. Eine Fußphase habe ich auch – falls das bedeutet, dass ich alles zu Fuß mache. Jedenfalls kann ich weder Auto noch mit dem Rad fahren.

23. Januar 2015 von Britta Freith
Kategorien: In der U-Bahn | 2 Kommentare

Kommentare (2)

  1. Hallo Britta,

    so sehr mich laute Telefonate im öffentlichen Raum stören, so gebannt habe ich gerade mitgelesen 🙂

    Ein schönes Wochenende
    Silke

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.