Informationen über das Flüchtlingszeltdorf in Hamburg-Ohlstedt

Da es nur wenige offzielle Informationen gibt, habe ich heute ein bisschen gesammelt und eine Facebookgruppe für Ohlstedter, die helfen wollen, gegründet. Die aktuellsten Infos sind diese:

Kinderbetten werden gebraucht, damit auch Familien mit kleinen Kindern kommen können. Die Stadt Hamburg hat keine Kinderbetten. Spenden sind daher erwünscht. Kontaktaufnahme bis Sonntagabend über den Freiwilligenstand mit Kaffee und Kuchen am Ohlstedter Platz.

Eine Infoveranstaltung der Behörde findet am Donnerstag, d. 13.8. ab 18 Uhr in der Pausenhalle des Gymnasiums Ohlstedt statt.

Ich habe mit Peter Vogt gesprochen. Er ist Leiter Prävention und Verkehr am PK 352 (PK steht für Polizeikommissariat). Das Interview ist von Hand mitnotiert und nur in einzelnen Passagen wörtlich.

Peter Vogt von der Polizei Hamburg

Peter Vogt von der Polizei Hamburg

Großen Dank erstmal für einen Lageplan, den er mir gezeigt hat und den ich fotografieren durfte. Hier erkennt man, wie die Zelte verteilt werden sollen.

Lageplan

Bei den Wohnzelten habe ich heute gehört, dass die Bundeswehr wegen der möglichen Feuchtigkeit dort Bedenken beim Aufbau unter den Bäumen hat. Ohlstedter wissen: Der Grund bei uns ist feucht und moorig.
Die Verwaltungscontainer sind für das Wachpersonal von Securitas und die Verwaltung durch den Städtischen Betrieb Fördern und Wohnen. 2 Waschcontainer dienen dem Waschen von Wäsche, die Sanitärcontainer sind für Toiletten und Körperpflege, wurde mir erklärt. Es gibt einen Anschluss an das Öffentliche Wassernetz, auch die Stromversorgung kann über einen örtlichen Anschluss geregelt werden. (Üblich sind häufig Generatoren.) Die Zelte werden laut Presse jeweils mit 10 Betten ausgestattet.

Meine Frage war ja: Warum eigentlich Polizei? Es sind einige Beamte vor Ort – immer so 4-5 habe ich gesehen. Das sagt Herr Vogt:

Seit Mittwoch haben wir Kenntnis, dass am Donnerstag die Anwohner über Handzettel informiert werden. Es wird unweigerlich Fragen geben – darum stellen wir uns ihnen. Wir müssen auch die Bundeswehr unterstützen. Am Freitag kamen hier über 20 LKW mit Ladung an. Da mussten wir auch den Straßenverkehr regeln.

Wir sehen unsere Aufgabe als Puffer. Wir sind genau so überrascht worden wie alle. Da wir genau so Bestandteil des öffentlichen Lebens sind wie die Anwohner, wollen wir nicht nur hier sein, wenn es Streit gibt, sondern auch dann, wenn es Probleme und Fragen gibt, weil wir mit den Behörden und dem Bezirksamt gut vernetzt sind. Wir sind ja Bestandteil der Innenbehörde.

Ich kann verstehen, dass die Menschen erschreckt sind. Wir hatten uns einen anderen Verlauf gewünscht – ich bin mit der Informationslage nicht einverstanden. Auf der anderen Seite sieht man überall in den Medien die aktuelle Lage. Die Nachrichten sind voll vom Elend der Flüchtlinge. Wir sehen die Lage am Eurotunnel, an Grenzzäunen, im Mittelmeer. Die Ersteinrichtung platzen aus allen Nähten. Da muss jeder Platz machen.

Ursprünglich hat der Bürgermeister gesagt, wir wollen niemand in Turnhallen unterbringen. Jetzt hat die Feuerwehrakademie ihre Turnhalle zur Verfügung gestellt. In den Messehallen gibt es Unterkünfte. Man darf nicht denken, es könne einzelne Stadtteile nicht treffen. Jeder muss etwas tun.

Die Fläche gehört dem Bezirksamt. Die Bundeswehr übernimmt den Aufbau und übergibt die Anlage dann der Stadt Hamburg. Die hat dem Wachdienst Securitas die Aufsicht übertragen. Da Securitas sehr erfahren ist, haben wir einen guten Eindruck. Nicht so, wie es zum Teil aus anderen Bundesländern mit schlecht ausgebildetem Personal zu hören war. Wir bleiben aber bei Problemen Ansprechpartner und sind für Sicherheitsfragen verantwortlich. Zur Zeit bin ich hier mit Mitarbeitern der Fußstreife und Bürgernahen Beamten. Wie oft ich hier sein werde, muss ich sehen: Ich habe bereits 450 Überstunden, aber es hilft ja nichts.

Über die positive Resonanz der Ohlstedter freue ich mich. Bei mir war ein Trainer des Sportvereins und sagte, er würde gern mit Kindern hier trainieren. Eine Erzieherin kam vorbei und bot an, Flüchtlingskinder zu betreuen. Wir wissen selbst noch nicht, wer kommt: Normalerweise wechseln die Bewohner in einem Erstaufnahmelager alle drei Monate.

Weitere Infos, zusammengefasst: Um das Zeltdorf soll ein Zaun mit Sichtblende errichtet werden. Der diene in erster Linie dem Sichtschutz, sei nicht zum Ausgrenzen da, so Vogt. Man könne ihn ja auch wieder abbauen, wenn er doch nicht gewünscht sei. Ich finde ja, ein solcher Zaun macht das ganze viel mehr zum Lager. Er sollte nicht überall sein.
Der direkte Stromanschluss sorgt dafür, dass man keine Generatoren braucht, so dass eine übliche Lärmquelle wegfällt.

Dann habe ich noch mit einem Soldaten der Bundeswehr gesprochen, der mich durch das Lager geführt hat. Ein Securitasmitarbeiter sagte, ich dürfe innerhalb der Absperrung keine Fotos machen, auch der war die ganze Zeit dabei. Außerhalb des Flatterbandes dürfe ich fotografieren, so viel ich wolle. Teleobjektiv und Soldat sei dank habe ich hier einige Erklärungen – ergänzt durch das, was ich sonst so gehört habe.

Zwischen den Zelten müssen ausreichend große Rettungsgassen freibleiben. So erklärt sich der Abstand zwischen den Zelten. Im Grunde könnte man auch alle Zelte aneinanderkoppeln und ein gaaaanz langes daraus machen.

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Hier ein Blick in ein halbfertig aufgebautes Zelt. Man sieht sehr gut den Boden, der aus mehreren doppelschichtigen Aluminiumplatten besteht. Sie isolieren gegen Bodenkälte. Das Zelt hat eine Innenhülle aus Gewebe (so wie dickes Leinen muss man sich das vorstellen) und eine Außenplane. Die Außenplane kann mit der weißen oder grünen Seite nach außen benutzt werden. Im Bundeswehreinsatz hat das Tarnungsgründe. Solche Zelte wurden z.B. in Afghanistan eingesetzt und standen dort z.T. 12 Jahre lang. Einige dieser Zelte werden nach der Reinigung jetzt auch wieder eingesetzt.

Im Hintergrund sieht man übrigens die Betten, die bereits geliefert wurden. Die werden jedoch nicht von der Bundeswehr aufgebaut, sondern erst im Anschluss.

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Auf diesem Bild erkennt man das übers Dach gespannte Sonnensegel, das Hitze abhält. Es soll einige Grad bringen. Die Zelte können mit Heizungen/Klimageräten ausgestattet werden. Auch das macht nicht die Bundeswehr; ich habe heute aber gehört, das diese Geräte von der Stadt kommen sollen. Der Anschluss läuft über die runden Öffnungen links und rechts unten in den Zeltecken. Im Einsatz der Bundeswehr befindet sich im Zelt dann auch ein CO2-Messgerät und ein Thermometer. Die Temperatur kann sehr gut geregelt werden, wurde mir erklärt; das Zelt eignet sich für Einsätze bei -20°C. Sie hätten dann das Zelt auf 15° aufgeheizt, aber mehr sei möglich, sicher 28°C, sagte der Soldat zu mir. Man erkennt auf dem Bild hier auch die Fensteröffnungen (Plastikfenster, kann man öffnen, jedes Fenster hat ein Fliegengitter). Auch an der Seite wären Türöffnungen, die bleiben aber in der Regel zu. Im Einsatz verschließen die Soldaten meist alle Tür bis auf eine und dichten das Zelt auch noch mit zusätzlichem Klebeband ab.

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Die Innenhaut sorgt dafür, dass es im Zelt kein Kondenswasser gibt und das Raumklima (dank Klimagerät und pipapo) wohl erträglich ist. Man kann Trennwände in das Zelt einziehen, aber dann wird es ganz schön eng, wurde mir erklärt. Im Einsatz sind 8 Soldaten in einem Zelt und jeder bekommt 2 Bodenplatten. (Kann man vielleicht auf dem letzten Foto hier im Beitrag erahnen). Die versuchen Sie dann ein bisschen abzuteilen, mit Holz oder Stoff. So dass eben jeder ein wenig Privatsphäre hat. Der Soldat, mit dem ich geredet habe, wohnt lieber im Zelt als im Container – und das bis zu 6 Monate lang.

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08. August 2015 von Britta Freith
Kategorien: Fensterblick, Ohlstedt | 4 Kommentare

Kommentare (4)

  1. Ich bet. meine hilfe als Dolmetscher – Arabisch kosten loss

  2. Hallo,

    ich habe etliche Kinderkleidung / Schuhe, Spielsachen, Bilderbücher, etc. zu verschenken.
    Ist dieses gewünscht ? Wenn ja, wo kann ich mich melden um es abzugeben ?
    Des weiteren würde ich gerne Babydecken, etc. abgeben wollen.
    Vielen Dank für die Antwort.

    • Alle Hilfen, die für Ohlstedt gedacht sind, können http://www.ohlstedt-hilft.de angeboten werden. Allerdings ist die Kleiderkammer gerade voll und wir brauchen einen größeren Lagerraum. Mit Kinderkleidung und Spielsachen sind wir sehr gut versorgt, da brauchen wir zur Zeit keine Spenden. Es gibt gerade den Versuch, in Hamburg ein Netzwerk für Flüchtlingshilfe aufzubauen. Auch hier kann man auf der Suche nach Kleiderkammern und Annahmestellen fündig werden: http://fluechtlingsnetzwerkhamburg.de.tl

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