Was ich mir jetzt wünsche #Wahl2017

Der Wahlausgang hat mich nicht überrascht, insofern spare ich mir Anmerkungen dazu. Ich bin allerdings überrascht, dass einige überrascht sind. Doch auch das will ich nicht weiter vertiefen: Jede Person lebt ihren eigenen Illusionen nach.

Nach der Wahl habe ich die Elefantenrunde und Anne Will geguckt. Mir gefielen die lebhaften und engagierten Diskussionen. Da waren erkennbare Meinungen und Positionen. Das habe ich in den vergangenen Monaten vermisst, dass PolitikerInnen deutlich zu ihren Themen standen und auch keine Angst hatten anzuecken.

Genau das wünsche ich mir für die Zukunft: Dass  auch die im demokratisch-freiheitlichen Denken verwurzelten Parteien keine Angst mehr haben, Ecken und Kanten zu zeigen. Dass sie nicht weiter versuchen, alle mitzunehmen, die ihnen eine Stimme geben könnten. Besonders wünsche ich mir, dass diese Parteien nicht am rechten Rand herumschippern, um geistig Verdunkelte wieder an Bord zu schöpfen. Sie sollen sich von den Nationalisten und Antidemokraten sehr fern halten und stolz auf ihre freie Haltung sein. Sie sollen mit eigenen Ideen und Programmen punkten und konstruktiv Demokratie, Menschen und Wirtschaft voranbringen.

Gleichzeitig sollen sie bitte soziale und integrative Programme fördern, und zwar für alle Gesellschaftsschichten. Es darf nicht vom Einkommen abhängig sein, welche Chancen man bei uns hat. Es darf auch nicht sein, dass geflüchtete Menschen, die ein, zwei, drei Jahre auf den Entscheid warten, ob und wie lange sie hier bleiben dürfen, in dieser Zeit nicht vernünftig Deutsch lernen können, weil sie keine Deutschkurse bekommen. Egal ob arm oder neu in diesem Land: Bildung ist für alle Menschen das Allerwichtigste. Hier muss das meiste Geld fließen. Ebenso wenig geht es, dass Wohnghettos mit neu Zugewanderten gebildet werden, die sich dann z.B. „Perspektive Wohnen“ nennen oder „Folgeunterkunft“, in deren Umgebung aber keine Deutschen wohnen und der Bus nur einmal in der Stunde fährt. So geht Integration nicht, so schafft man frustrierte, chancenlose Menschen, die keine Mitbürgerinnen und Mitbürger werden können.

Außerdem wünsche ich mir, dass alle, die ihre Meinung sagen, das mit Haltung tun. Ehrenwert, mit Stil. Ich möchte gutes Benehmen, Offenheit, ohne vulgär zu werden oder hetzerische Parolen aufzugreifen. Was gesagt werden muss, soll weder in Euphemismen verkleidet, noch aus Mistkübeln verschüttet werden. Wer deutlich ist, kann dennoch freundlich sein. Offensive Freundlichkeit ist eine feine Sache, sie macht auch gute Laune, ohne einen blöden Nachgeschmack hinterher. Freundlichkeit wird unser Land sehr voranbringen.

25. September 2017 von Britta Freith
Kategorien: Ankommen, Politik | 1 Kommentar

1 Kommentar

  1. Ich habe heute mit einer Gruppe von Deutschlernern über die Wahlen gesprochen. Mich hat beeindruckt, wie gelassen sie das Ergebnis speziell der AfD hingenommen haben. Der Tenor war: Seid froh, hier könnt ihr wenigstens wählen und euch dabei unter verschiedenen Parteien mit verschiedenen Meinungen entscheiden!
    Auch das hat meine Sicht auf diese Wahl noch einmal etwas zurechtgerückt. Ich gebe Dir absolut recht: Bitte mehr klares Profil! Mehr Diskussion! Demokratie lebt von Vielfalt.
    Danke für diese klaren Worte.

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