Keine Tautropfen: Guttation nennt man das

Kühler Tau am Morgen vor einem heißen Tag ist eine erfrischende Angelegenheit. Tau entsteht durch die Luftfeuchtigkeit. Wird es nachts kalt, kann die Luft weniger Wasser halten als am warmen Tag. Die Feuchtigkeit sieht man als Tropfen auf den Blättern. Zumindest zu Frühjahrsbeginn reicht sie sogar noch zur Pflanzenbewässerung.

Keine Tautropfen, sondern Guttation.

Keine Tautropfen, sondern Guttation.

Nicht verwechseln sollte man Tautropfen mit den Tropfen, die die Pflanzen selbst hervorpressen. Guttation heißt es in der Fachsprache, wenn durch den Wasserdruck in der Pflanze am Rand der Blätter Tropfen erscheinen. Das sieht man besonders gut morgens in feuchten Perioden. Typische Pflanzen dafür sind Erdbeeren, Mais, Fuchsien und Frauenmantel.

Hervorgepresste Tropfen bei einer Fuchsie.

Hervorgepresste Tropfen bei einer Fuchsie.

Diese Tropfen drücken die Pflanzen aus sich heraus, um Haltung zu bewahren. Denn wenn sie keinen verholzten Stängel haben, fallen die grünen Wesen recht schnell in sich zusammen. Sie brauchen einen gewissen Druck in den Zellen, um straff und aufrecht zu bleiben. Das ist kein Problem, wenn genug Wasser nachkommt und auch wieder verdunsten kann. Die Pflanzenzellen bleiben dann automatisch prall.

Probleme bekommen viele Pflanzen, wenn die Wasserzufuhr stoppt oder wenn sie kein Wasser mehr verdunsten können. Dass Pflanzen welken, wenn man sie nicht gießt, weiß wohl jeder. Darum stehen in vielen Büros ja auch Kakteen oder Gummibäume: Die können wegen ihrer dicken Haut mit Wachsschicht drumherum eine Menge ab – auch langwierige Streitereien über Gießzuständigkeiten.

Pflanzen, die keine dicke Haut (Epidermis) mit Wachsschicht (Cuticula) drumherum haben, sind darauf angewiesen, dass stets Wasser nachkommt, da sie auch viel abgeben. Häufig sind das Pflanzen, die in feuchten Gegenden wachsen. Das Wasser wandert deshalb in ihre Wurzeln, weil es aus den Spaltöffnungen (Stomata) der Blätter verdunstet. Das muss man sich ungefähr so vorstellen, als ob jemand an einem Strohhalm saugt. Am oberen Ende des Strohhalms bzw. der Leitungen in der Pflanze geht Wasser durch Verdunstung ab, durch die Wurzeln kommt neues nach.

Ist die Luft nun aber zu feucht, klappt dieses Prinzip nicht mehr. Doch die Pflanze braucht stets frisches Wasser, weil sie durch Stoffwechselvorgänge in den Zellen auch welches verbraucht. Nun muss die Pflanze selbst arbeiten. Dazu hat sie an den Blatträndern besondere Zellen, die Hydathoden. Die sind in der Lage, aktiv Wasser auszuscheiden, damit durch die Wurzeln neues nachkommen kann – selbst wenn es draußen bruttig ist und schüttet. Dieses Wasser sieht man als zum Teil wunderschön perlenartige Tropfen an den Blatträndern.

Guttattion an einem Erdbeerblatt.

Guttattion an einem Erdbeerblatt.

26. Juni 2013 von Britta Freith
Kategorien: Arbeitsalltag, Natur | 6 Kommentare

Kommentare (6)

  1. Duuu,

    „Sie brauchen einen gewissen Druck in den Zellen, um straff und aufrecht zu bleiben. Das ist kein Problem, wenn genug Wasser nachkommt und auch wieder verdunsten kann. Die Pflanzenzellen bleiben dann automatisch prall.“

    könnte das bei uns nicht auch irgendwie klappen? Prall fände ich schön. Straff und aufrecht auch.

  2. Achso, ist gar kein Beauty-Blog! Bitte meinen Kommentar zu ignorieren 😉

    • Liebe Antje,
      die Beautyberaterin sagt: Viel Wasser trinken macht schöne Haut. Es klappt also 😉

      (Na, warte, bis du mir zwischen die Finger kommst…)

  3. Uiii, das ist ja interessant! Wusste ich nicht. Das werde ich bei Gelegenheit den Kindern beibringen! Danke für diesen Blogbeitrag. <3

    Liebe Grüße
    Ruth

  4. Liebe Britta,
    ich wollte mein Wissen bzgl. der Guttation überprüfen…ich war nicht so ganz sicher…
    Aber jetzt, nachdem ich Deinen Beitrag gelesen haben, weiß ich, ich wusste es richtig. Schön, wenn man eine solche Bestätigung findet! Ich danke Dir!
    Alles Liebe
    Heidi

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