TOXFOX nützt nur kritischen Kunden

 

Vor knapp einer Woche platzte die Warnung vom BUND ins Sommerloch: viele Kosmetika enthalten Stoffe, die wie Hormone wirken. Nun ist das nichts unbedingt Neues, was die Sache natürlich nicht besser macht. Bewusste Verbraucher lesen lieber die Liste der Inhaltsstoffe, bevor sie irgendetwas in ihren Einkaufswagen packen. Das ist allerdings anstrengend, denn das Gedruckte ist klein geschrieben und zudem wissen die wenigsten, dass z.B. PHB-Ester und Parabene das Gleiche sind – geschweige denn, was sie überhaupt sind. (Industrie und Werbung verwenden gern Synonyme, um Kunden zu täuschen. Ist ein Name als „schlecht“ gebranntmarkt, kommt eben der nächste her.)

Wie praktisch! Dachte ich also, als ich heute bei Bachmichels entdeckte, dass der BUND eine  App herausgebracht hat, mit der ich einfach nur den Barcode scannen muss. Schon weiß ich bereits im Laden, ob eine Creme oder ein Shampoo hormonähnliche Stoffe enthalten. Ich habe mich gleich an den Rechner gesetzt und meinen Badezimmerschrank getestet. Ohne App  am großen Bildschirm geht das hier.

Wie zu erwarten, ein großer Negativ-Stapel auf meinem Schreibtisch. Aber dann musste ich stutzen: Beruhigende Hautcreme von Balea sollte voller Parabene sein? Ich las die Inhaltsangabe und fand keins. Ich holte mir die Liste mit den Synonymen und fand wieder keins. Wie kam den der BUND darauf?

Aha, er bedient sich einer Quelle, Codecheck.info Dort standen viel mehr Zutaten, als auf meiner Creme angegeben waren, und der Datensatz stammte von 2010. „Anonym“ hatte ihn erstellt. Vielleicht hat Balea die Zutaten geändert, vielleicht hat „Anonym“ gelogen, ich weiß es nicht. Jedenfalls loggte ich mich als verantwortungsvolle Webbürgerin brav ein, änderte die Angaben und die Creme bekam ein grünes Herz und keine fiese lange rote Liste mehr.

Dafür möchte ich jetzt keine Fleißpunkte, sondern nur zu bedenken geben: Wenn ich das kann, kann das jeder. Dann kann da jeder auch einen Haufen Quatsch angeben. Produkte schönen, Produkte verschlimmern… Das tut hoffentlich niemand. Die IP-Adresse wird auch gespeichert, wenn man diese Änderungen macht, man macht sie also nicht ganz anonym. Für jeden Verbraucher heißt das aber immer noch: Die App ist nur so gut, wie der Datensatz dahinter. Wenn der alt oder manipuliert ist, hilft er nichts. Bleibt nur der informierte Blick auf die Verpackung.

30. Juli 2013 von Britta Freith
Kategorien: Arbeitsalltag | 3 Kommentare

Kommentare (3)

  1. Vielen Dank für dein Nachforschen und Grips einschalten. Ich könnte aus Erfahrung wissen, dass ein gezieltes Infragestellen von offensichtlichen Wahrheiten oft auch die andere Seite der Medaille ans Licht bringt bzw. grobe Schnitzer. Ich werde meinen Blogpost mit dem Hinweis auf deinen ergänzen.

  2. Danke fürs Aufschreiben! Jede App sollte mit Köpfchen benutzt und Inhalte sollten hinterfragt werden. Alles andere ist naiv bis naivissimo.

  3. Danke für dieses Post. In meinem Kosmetikschrank ist jetzt wieder Platz. Was mich am meisten aufregt, ist, dass die relativ teure Creme aus der Apotheke auch betroffen ist. Die hat zwar keinen Strichcode, enthält aber auch ein -paraben. Beim nächsten Kosmetikeinkauf werde ich wohl gründlich nach den Inhaltsstoffen schauen!

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