Jetzt schon ein Termin, wann die Flüchtlinge nach Ohlstedt kommen?

Das ist natürlich die Frage, die alle umtreibt. Und die Antwort ist: ja. Zumindest heißt es das seit heute und seitdem wird auf Turbo geschaltet. Denn ursprünglich war gesagt worden, dass vor kommender Woche gar nichts möglich sei, weil ja erst die Logistik stimmen muss: Die Sanitär- und Verwaltungscontainer, die Betten, die Stromversorgung, die Abnahme durch die Feuerwehr (Brandschutz) … Dann kommen auch noch befestigte Wege, damit Rettungskräfte auf ihnen fahren könnten – ein Krankenwagen zum Beispiel. Aber all das kommt nun nach und nach. Oder doch noch vorher? Ich hoffe, dass Strom und Wasser schon da sind, wenn die ersten Flüchtlinge eintreffen. Müssen sie wohl, denn jetzt soll es auf einmal schon Mittwochmorgen soweit sein.

Bundeswehr kurz vor Abzug.

Ich habe heute länger mit Hermann Dietrich vom Projekt ZEA Erweiterung im Einwohner-Zentralamt gesprochen. Er war auch schon am Wochenende vor Ort und hat Fragen beantwortet. So viel ich weiß in seiner Freizeit. Dietrich ist für diverse Erstaufnahmeeinrichtungen verantwortlich. Sein Telefon schweigt selten. Wenn es mal Ruhe gibt, redet er mit Architekten, Handwerkern, der Polizei, Anwohnern… Er organisiert. Und er hat sich die Zeit genommen, mir einiges zu erzählen. Das war noch, bevor die Nachricht da war, dass es am Mittwoch losgeht.

Wir durften übrigens im Container der Sicherheitskräfte reden und die waren so rücksichtsvoll, dass denen wohl das Eis geschmolzen ist, das noch auf dem Tisch stand. Überhaupt sind die Männer sehr nett, auch wenn manche ein bisschen bärbeißig aussehen. Aber es ist ja eben nicht der Tölzer Knabenchor. Danke noch einmal für den ruhigen Platz!

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Kabeltrommeln und die Anschlusskästen für die Zelte.

Anschlusskasten von innen.

Das Erstaufnahmelager auf dem Ohlstedter Platz wird nicht, wie zuerst kolportiert, Ende September wieder abgebaut. Wobei es wohl ursprünglich so vorgesehen war, weil eigentlich DAK-Zelte hierher sollten, so wie es sie in der Schnackenburger Allee gibt. Aber die Bundeswehrzelte, die von vielen als Maybach oder Mercedes unter den Zelten bezeichnet werden, gelten als winterfeste Unterkunft. Elektrische Heizungen sollen installiert werden, die kindersicher sein müssen. In die Zelte kommen Rauchmelder, Feuerlöscher. Dafür sind nun von der Stadt beauftragte Fachbetriebe zuständig. Der Brandschutz von der Feuerwehr guckt drauf, damit alle Abstände, Rettungsgassen und Fluchtwege gesichert sind.

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Heute war der Tag der Apelle. Vorne in blau das THW.

Stromanschlüsse müssen natürlich sein, die Bundeswehr hat ja nur die Leuchtensätze für die Zelte geliefert. Und die Sanitärcontainer müssen geliefert und dann noch angeschlossen werden. Die Trinkwasserprobe war einwandfrei. Ich hörte einen Handwerker schnauben, als die Frage aufkam, ob die Fertigstellung bis Mittwoch möglich sei. Es klang wie „alle irre“. Aber das ist meine ureigene Interpretation.

Zaunpfosten werden einbetoniert.

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Mal keine Maulwürfe – Löcher für die Zaunpfosten.

Heute wurden auch Zaunpfähle einbetoniert, um das Zeltlager kommt ein fester Zaun, in den einige Türen integriert werden. Eine Platzbeleuchtung wird es auch geben, die zu den Seiten abgeschirmt ist, damit die umliegenden Grundstücke nicht zu sehr mitbeleuchtet werden. Auch eine Nachtdimmung ist angedacht. Wie das alles im Einzelnen aussehen wird, wird sich noch zeigen.

Noch ein Appell. Im Vordergrund ein Securitas-Mitarbeiter.

Hermann Dietrich hat sich sehr über das positive Engagement der Ohlstedter gefreut. Natürlich habe ich ihn auch gefragt, was die Menschen konkret tun können. Aber dafür ist er nicht der richtige Ansprechpartner. Nach dem derzeitigen Stand hat immer noch Fördern und Wohnen die Trägerschaft. Wir hoffen jetzt, dass die Zuständigen dort erreicht, dass hier so viel Kindereinrichtungen gesammelt wurden. Der Einsatzleiter des THW wollte diese Nachricht auch noch weitergeben, das hat mir Christiane erzählt, die seit Tagen zusammen mit Claudia die Verpflegung auf dem Platz stemmt. Einfach so. Natürlich auch dank der Kuchen-, Kaffee- und Brotspenden. Morgen wird es allerdings weniger sein, dann ist die Bundeswehr weg. Und jeder braucht auch mal Ruhe. Andere dürfen sich aber gern finden, das wäre ganz wunderbar.

Eismann liefert Eis.

Ein Anwohner hatte Eis spendiert, dass mal schnell im Dreirad vorbeigebracht wurde

Ach ja, dann hieß es auf einmal, die ersten Flüchtlinge sollen Mittwoch kommen. Und dann bat Fregattenkapitän Tissier darum, ob wir in der Facebookgruppe nicht einen Aufruf starten könnten, dass die Zelte ausgefegt und vielleicht gefeudelt würden. Denn die Bundeswehr hat auf Bitten hin doch schon die Betten aufgestellt, damit alles schneller gehen kann. Tatsächlich kamen dann einige Fleißige vorbei und fegten – wie toll! Und am Abend, so wurde mir gerade am Telefon gesagt, kommt auch noch die Freiwillige Feuerwehr und packt mit an. Pastor Karsten Schumacher hat die Freiwilligenliste vom Stand abgeholt und wollte nach meiner Info auch noch in anliegende Häuser gehen und dort mit den Bewohnern reden. Das hat mir wiederum Christiane weitergetragen.

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Eisappell 😉

Die Bewohner in Zentralen Erstaufnahmen bekommen übrigens laut Hermann Dietrich Kost und Logis (es gibt dann ein Verpflegungszelt) sowie Hygieneartikel und ein monatliches Taschengeld von 143 Euro. Er hatte dann doch noch einige Praxistipps: In einer anderen Unterkunft gibt es eine Djembé-Gruppe, Musik sei überhaupt immer super. Ob es gemeinsames Singen oder Musizieren mit Instrumenten sei. Und natürlich reden, zusammen zu handarbeiten… und mal gucken, was die „Neuen“ so können. Denn nicht nur wir können ihnen etwas geben, sondern sie uns auch.

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Zu den bisherigen Beiträgen rund um das Flüchtlingszeltdorf geht es hier:
Neues von den Flüchtlingszelten auf dem Ohlstedter Platz

Informationen über das Flüchtlingszeltdorf in Hamburg-Ohlstedt

Flüchtlinge

10. August 2015 von Britta Freith
Kategorien: Fensterblick, Ohlstedt | 2 Kommentare

Kommentare (2)

  1. Danke für diesen interessanten Einblick wie bei euch die Vorbereitungen auf die Flüchtlinge ausschauen. Bei uns ist im Nachbarort die Landeswohnsiedlung und dort wurde jetzt auch eine Zeltstadt zur Unterbringung von Flüchtlingen aufgebaut.

  2. Herzlichen Dank für Ihre Infos, angenehm unaufgeregt und mit bemerkenswerten Fakten über die bislang noblen Gesten der Ohlstedter. Ich hoffe, dass sich die Tonlage auch am Donnerstagabend nach der Bürgerversammlung nicht ändert. Sollte man aber nicht auch darüber nachdenken, wie ab Freitag die Menschen auf dem Ohlstedter Platz sinnvoll informiert werden können, damit sie wissen, wo sie hier überhaupt gelandet sind? Kurzbeschreibung Ohlstedt/Hamburg, Infrastruktur, Verkehrsanbindungen etc. In den gefragten Sprachen als Visitenkarte mit Nutzwert.
    Gerne zur Mitarbeit bereit, Peter Bizer, Korte Blöck.

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