Brombeeren: Einmal im Jahr ist es Liebe

Harke Brombeere

Sie wachsen mühelos drei Meter in vier Wochen. Sie haben Stacheln wie Widerhaken, die jung und grün genau so in der Haut stecken bleiben wie alt und verholzt. Natürlich brechen die Stachelspitzen ab und sitzen dann tief im Fleisch, wo sie sich prima entzünden und nur mit Entschlossenheit, Nadel und Pinzette herausgewühlt werden können. Ihre unterirdischen Ausläufer haben allein den Vorteil, dass sie keine Stacheln haben – sonst sind sie genau die gleiche Pest. Sie bilden eine nachhaltige, hartnäckige und erfolgreiche Allianz mit Brennnesseln: Was die eine nicht wegpiekst, nesselt die andere aus dem Weg. Das wiederum deutet auf einen stickstoffhaltigen Boden hin, was auch einige Distelarten freut. Mein Garten, meine Folterkammer. Die Brombeeren als nach außen gekehrte eiserne Jungfrauen.

(Mehr zu Stickstoffzeigern oder Nitrophyten: hier entlang.)

Kein schönes Bild, eher eine buschige und mitunter lästige Tatsache: Die Brombeerhecke. Zum Glück habe ich genug Platz, sonst wäre sie längst weg.

Kein schönes Bild, eher eine buschige und mitunter lästige Tatsache: Die Brombeerhecke. Zum Glück habe ich genug Platz, sonst wäre sie schon weg.


Die Brombeeren hätten den Garten längst erobert, würde ich sie nicht immer wieder entschlossen bekämpfen. An vielen Stellen habe ich ihnen schon den Garaus gemacht. Wenigstens denke ich das so lange, bis doch wieder ein meterlanger Trieb aus dem Gebüsch schießt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Dornenhecke um Dornröschen aus Brombeeren, und nicht aus Rosen bestand. Wobei Brombeeren ja auch ein Rosengewächs sind. Das erkennt man schon an den Blüten: 5 Blütenblätter, 5 Kelchblätter, unzählige Staubgefäße, oberständiger Fruchknoten … Wer jetzt sagt, dass doch Kirsche und Apfel auch solche Blüten haben, hat noch andere Vertreter der Rosaceaen gefunden. Toll, wie sich eine Familie so unterschiedlich ausprägen kann! Wobei ja manch sanfte Nichte auch eine durchaus stachelige Großtante …

Die Brombeeren blühen einfach immer weiter, bis zum Frost. Natürlich könnte man die neuen Blüten abschneiden, damit die Kraft in die Früchte geht. Aber das ist mir zu pieksig und bei meiner Brombeermenge auch nicht nötig.

Die Brombeeren blühen einfach immer weiter, bis zum Frost. Natürlich könnte man die neuen Blüten abschneiden, damit die Kraft in die Früchte geht. Aber das ist mir zu pieksig und bei meiner Brombeermenge auch nicht nötig.


Erst wollte ich die unterschiedlichen Ranken in meinem Garten noch schützen, weil ich dachte, ich hätte besonders seltene Varietäten. Fedrige Blätter, große, flächige, kleinstachlige, wenig-stachlige Varianten, manche Beeren sind kleiner, andere größer, einige kommen eher, andere später. Aber zum Glück habe ich nachgelesen: Brombeeren kreuzen sich von selbst wie verrückt, Kultursorten verwildern, wilde Sorten denken sich quasi ein neues Kleid aus. Mehrere hundert Sorten gibt es in Deutschland und offenbar kann kaum jemand sie richtig unterscheiden. Also habe ich entschieden und überlasse den Brombeeren nur wenige Ecken im Garten. Da stutze ich sie und binde sie hoch und kümmere mich. Dieses Jahr lohnt sich die stachelige Mühe richtig: Ich ernte gerade kiloweise. Und dann finde ich Brombeeren toll! Besonders die exakt reifen, süßen, die aber nur etwa zwei Stunden lang so perfekt sind und dann abfallen oder vertrocknen. Die kommen meist gleich in den Mund. Oder ich mache einen Brombeertraum.

Wenn ich mit der Ernte durch bin, bleibt immer noch reichlich Süßes für andere Insekten - die dann im August und September nicht über meinem Kuchen kreisen.

Wenn ich mit der Ernte durch bin, bleibt immer noch reichlich Süßes für Wespen und andere Insekten – die dann im August und September nicht über meinem Kuchen kreisen.


Zum Glück habe ich keine Spinnenphobie, die wohnen nämlich gern zwischen den Ranken. Vermutlich, weil sie ein geschütztes Insektenparadies bilden, ein Paradies für Spinnen also. Vögel finden das Gestrüpp als effektive Feindesabwehr natürlich auch gut. Die Beeren mit weißen Haufen darauf ernte ich nicht, aber die Spinnen schubse ich runter, da kenne ich nichts. Auf alle Fälle wandern die Beeren nach der Ernte noch einmal ins Wasserbad, damit allerlei Wanzen, Rüsselkäfer und Raupen das Schwimmen lernen.

Wanzen wohnen gern in Brombeeren. Im Wasserbad tauchen sie auf. Bei mir (nicht im Bild) sind es leider häufig auch Birkenwanzen, die entsetzlich stinken.

Wanzen wohnen gern in Brombeeren. Bei mir (nicht im Bild) sind es leider häufig auch Birkenwanzen, die entsetzlich stinken.


Ein typisches Problem bei Brombeeren ist, dass sie schubweise reifen. 500g der Sammelfrüchte hat man schnell zusammen, aber 1 kg für Marmelade wäre schon schön. Ganz praktisch finde ich es, die Früchte dann schichtweise einzufrieren. Hinreichend großes Gefäß, geerntete Schicht hinein, ab ins Gefrierfach. Frische Schicht auf die gefrorenen, wieder einfrieren. Hat man genug, können die (vorher gewaschenen) Früchte direkt in den Kochtopf wandern.

Ja, ich habe beim Sirup nicht ganz anständig abgeschäumt, aber das setzt sich sowieso. Das Klebeschild auf dem Brombeermarmeladenglas ist ein Restbestand aus einer Aufkleberbeigabe für Aktenordner.

Ja, ich habe beim Brombeersirup nicht ganz anständig abgeschäumt, aber das setzt sich sowieso. Das Klebeschild auf dem Marmeladenglas ist ein Restbestand aus einer Aufkleberbeigabe für Aktenordner.


Aus meinen Brombeeren habe ich dieses Jahr schon Sirup und Marmelade gekocht. Das Siruprezept ist im Grunde immer das Gleiche, wie hier bei den Erdbeeren. Marmelade birgt kein großes Geheimnis, das Rezept steht auf jeder Gelierzuckerpackung. Ein gutes Likörrezept hätte ich noch gern. Weitere Tipps sind gern willkommen!

(Sollte mir übrigens jemals jemand ein sinnvoll-schönes Geschenk machen wollen, das meine Unterarme effektiv schützt: Dieses hier ist es!)

04. August 2014 von Britta Freith
Kategorien: Garten, Rezept | 2 Kommentare

Kommentare (2)

  1. Echte Biester, diese Stauden! Sammle ja nur in freier Natur, aber auch da sind die Stacheln hinterhältig wie sonst was. Die Beeren allerdings sind ein Gedicht. Gestern die letzte Portion der letzten Saison verspeist in Form leicht adaptierter „Zillertaler Zergel“. Nun ist wieder Platz für die neue Ernte.

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