Ein Garten in der Normandie
Schon zwei Mal war ich in diesem Garten, einmal im Hochsommer, einmal im Herbst. Und ich werde gerne noch einmal hinfahren – vielleicht im Frühling? Denn der Jardin Botanique de Vauville ist einer meiner Lieblingsgärten. Er liegt an der Westküste der Normandie: Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, kann man an manchen Stellen das Meer sehen. Wäre der Garten nicht so angelegt, könnte man das Meer mit Sicherheit von überall her sehen, aber das Gelände ist so geschickt von Hecken, Schilf, Büschen und Bäumen umgeben, dass es ganz geschützt liegt und viele kleine Welten enstehen. Diese Mikroklimata sind natürlich gut für das Wachstum der südlichen Pflanzen – aber auch eine Freude für den Besucher, denn alles ist so geschickt miteinander verwoben, dass man irgendwann ganz vergisst, in nur einem einzigen Garten und nur einem bestimmten Teil der Welt zu sein.
Ende der 1940er Jahre begann die Familie Pellerin mit der Gestaltung der Landschaft: erste vorsichtige Versuche, südliche, wärmeliebende Pflanzen im rauen Klima der Normandie anzusiedeln. Dank Golfstrom klappte das ganz gut, und mittlerweile hat die Anlage rund 4 Hektar. Kälter als -5°C wird es hier nicht im Winter. Aber das reicht ja schon, um einigen südlichen Pflanzen den Garaus zu machen. Doch in Vauville kriegen sie es hin. Vielleicht bekommt einiges einen Schutz, wenn der Garten von Ende Oktober bis zum April geschlossen hat.
Gingko, Mammutbaum, Eukalyptus…
Ein einfacher Plan und Holzpfeile leiten Besucher durch den Garten. Manchmal heißt das ein wenig Rätselraten, meist aber bedeutet es: Jeder Besucher entdeckt kleine Oasen. Plötzlich ist man allein, obwohl man gerade noch dachte, viele seien mit einem zusammen gekommen.
Es gibt Wildblumenwiesen…
…Feuchtbiotope…
…Teiche und viele Wasserspeier…
…seltene Blumen…
…und natürlich Gärtner:
Von der Wiese aus kann man auch das Meer sehen – hier der Blick im Herbst, allerdings vom Garteneingang:
Überhaupt hat der Garten im Herbst seinen Reiz, denn nach der großen Blüte kommen jetzt die Früchte, die Samenstände und auch der langsame Zerfall. Ich habe erstmal genossen, denn ich habe mich auf einer Bank mit frischen Feigen vollgestopft. In der Sonne. Es war einen Tag vor Toresschluss, es war kein Mensch außer uns und dem Gärtner mehr da.
Zeit, genau hinzusehen.
Der Herbst schenkt neue Blicke: Weil das Mammutblatt welkt, sieht man aus dem Garten das Teehäuschen, das ich ausdrücklich empfehle! Besonders, wenn draußen der Regen an die Einfachverglasung klatscht, sind Tee, Macarons und Kuchen noch besser!