Einseitige Gespräche (1)

Ich fahre zur Zeit vermehrt U-Bahn. Dass ich nicht allein fahre, merke ich daran, dass um mich herum Menschen haltlos in ihre mobilen Geräte brüllen. („Du, wart mal kurz, ich stöpsle mal die Kopfhörer ein.“) Naja, scheint ja nicht so privat zu sein, wenn die das öffentlich besprechen. Also schreibe ich ab sofort mit, wenn ich derweil nicht arbeiten kann. Denn das mache ich sonst gerne in der U-Bahn: Stillarbeit.

Heute eine Frau, ein Mann. Er mit extrem tuckiger Stimme, sie mit durchdringendem aber grundsätzlich nicht unangenehmen Organ.

Hallo Sabine, hier ist Elke – witzig, du hörst dich am Telefon immer ganz anders an. Du, ich bräuchte mal schöne Füße, ist Franziska schon wieder da?

Die haben den Job von zwei Tagen in einen Tag gepackt. Der Typ war sehr nett, gewöhnungsbedürftig, der war freundlich und nett, aber sehr schnöselig. Also, wenn sich jemand mit den Worten vorstellt „Ich bin hier der Chef!“ dann frage ich immer, ja, was machen wir gleich? Also, das ist wirklich albern.

Guten Tag mein Name ist Elke M, ich möchte gern einen Servicetermin vereinbaren, Hamburg Emil 400. So 720 glaube ich. Was kostet das?

Ich bin also morgens um halb 5 in Hamburg los, ja, der Flughafen war meine Rettung. Deswegen habe ich ja auch zu Martina gesagt, es ist gut, ich muss nur mit den Leuten so umgehen, wie sie sind. Aber der Arbeitsplatz war…

Ist, glaube ich, der kleine Service, oder? Bitte? Nee, ein Einser. Naja, ist egal. Ich habe einen Gutschein, glaube ich. Zweimal kann ich noch einen Leihwagen nehmen. Ja, gern etwas später, gegen 9. Na, dann machen wir da 20 vor 9.

Das habe ich ihnen auch ganz deutlich gesagt, was da fehlt, um gute Arbeit leisten zu können. Es war ein einziger, und der war einen Meter zu tief. Und es gab keine Möglichkeit, das zu ändern. Das war ja bei denen in der Firma. – Gut, meine Liebe!

20. Januar 2014 von Britta Freith
Kategorien: In der U-Bahn | 4 Kommentare

Kommentare (4)

  1. Ja, klasse, mach das mal öfter!

    Und die nächste Stufe ist dann, die eine Hintergrundgeschichte zu all diesen Gesprächsfetzen zu schreiben. („Du, ich bräuchte mal schöne Füße, ist Franziska schon wieder da?“ – „Es war ein einziger, und der war einen Meter zu tief.“)

    Sag Bescheid, wenn das Buch rauskommt!

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