Einseitige Gespräche (3)

Ich fahre zur Zeit vermehrt U-Bahn. Dass ich nicht allein fahre, merke ich daran, dass um mich herum Menschen haltlos in ihre mobilen Geräte brüllen. (“Du, wart mal kurz, ich stöpsle mal die Kopfhörer ein.”) Naja, scheint ja nicht so privat zu sein, wenn die das öffentlich besprechen. Also schreibe ich ab sofort mit, wenn ich derweil nicht arbeiten kann. Denn das mache ich sonst gerne in der U-Bahn: Stillarbeit.

Die Protagonistinnen heute:
Frau in den Vierzigern. Gesamte Erscheinung (auch die Stimme) verwaschen.
Ältere Frau, deutlich über 70. Akkurat gekleidet, forsche, deutliche Stimme. Artikuliert angenehm.

Wechsel zwischen den Sprecherinnen je nach Absatz.

Jo.

Heute ist Staffellauf und er hat keine Jacke mit.

Hallo. Jahha.

Das ist ja jetzt doof, das haben wir in der Gruppe so überlegt.

Ja, ich soll am ZOB zusteigen. Ich bin bestellt für den Zentralen Omnibusbahnhof. Da bin ich bestellt, da steige ich zu Ihnen.

Mh. Er hat auch den Müllwagen noch gesehen, er war schon ganz früh draußen

Ja, das hätten sie mal Herrn X sagen sollen. Ich hätte auch zum Flughafen kommen können. Ich habe noch gefragt, wo ich zusteigen soll, da sagte er: „Such dir was aus.“ Da habe ich gesagt, das ist mir egal. Dann meinte er, am ZOB.

Er war ganz… Er hat nur oben ein bisschen aufgeräumt. Das sah so ein bisschen wild aus

Da hat er irgendwie gepennt, der Einsatzleiter. Manchmal wird das nicht richtig weitergegeben. Das kann gut sein, das kann sehr gut sein.

Würde ich Bescheid sagen.

Ich weiß überhaupt nichts, ich weiß nicht mal, mit wem ich gestern unterwegs war. Jeden Tag eine andere Firma…

Ja, ich muss dann noch zum HVV irgendwie.

Na gut, gleich also am ZOB, wir sehen uns da. Tschühüß!

Ja, bis später, tschüß

13. Juni 2014 von Britta Freith
Kategorien: In der U-Bahn | Schreibe einen Kommentar

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