Die Gleichwohl-Inflation

Mit Helmut Schmidt, dem ehemaligen Bundeskanzler, hat es angefangen: Seitdem er wieder immer häufiger in den Medien zu sehen ist, ist „sein“ Wort inflationär in den Mündern derer, die sich für wichtig halten und für Radio und Fernsehen interviewt werden: Gleichwohl.

Bei Schmidt klingt es passend, etwas absonderlich vielleicht (immerhin liegen seine Wurzeln laut Duden im Spätmittelalter), aber für jemanden, der wichtige und gewichtige Dinge sagt und ein gewisses Alter erreicht hat, ist das vollkommen in Ordnung.

Warum aber müssen neuerdings alle möglichen Politiker, Wirtschaftsfachleute und Wichtigheimer dieses Wort benutzen? Ich kann es echt nicht mehr hören! Leute: Sagt „trotzdem“, „allerdings“ oder meinetwegen auch „nichtsdestotrotz“, wenn ihr euch unbedingt die Zunge brechen wollt. Aber lasst „gleichwohl“ doch bitte Helmut Schmidt. Der hat es sich redlich verdient!

(Sehr sehenswert ist übrigens der NDR-Film „Helmut Schmidt außer Dienst“, den es auch – in anständiger Qualität – in neun Teilen bei youtube gibt.)

14. Februar 2008 von Britta Freith
Kategorien: Medien, Meinung, Radio, Stilkritik | Schlagwörter: , , , | 1 Kommentar

1 Kommentar

  1. Vielleicht wird „gleichwohl“ gerne benutzt, weil es sich, im Gegensatz zu „nichtsdestotrotz“ einfach besser anhört, liest, und schreibt ?

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