Live und Leute
Ich habe heute das erste Mal seit Jahren live und vor vielen Menschen gelesen. Darum ist dieser Blog-Beitrag auch recht anders, als die meisten anderen hier: Er ist nämlich sehr persönlich.
Eine Kirchengemeinde hatte mich gebucht, um Texte zu afrikanischen Gospelsongs zu lesen. Das ist sonst gar nicht mein Genre, aber ich hatte kürzlich mal den Wunsch geäußert, meine Stimme vor Publikum einzusetzen, und mir hatte tatsächlich jemand zugehört.
Es ist ein Riesenunterschied, ob man in ein Mikro oder in eine Menge spricht: Man muss die Stimme ganz anders stützen. Für das Mikro braucht man höchstens halbe Kraft. Ich musste heute auch die letzte Kirchenbank erreichen. Zum Glück ist es mir problemlos gelungen. Und es gab auch nicht nur die obligatorischen Blumen, sondern auch echtes Lob von Leuten, die ich noch nie gesehen hatte.
Versprochen habe ich mich auch nicht – aber das wäre nach fünfzehn Jahren Erfahrung wohl auch… ja, was eigentlich? … gewesen. Dazu habe ich als Frau eine annehmbare, nicht anbiedernde Haltung zu Texten gefunden, die a) Männer und b) größtenteils Schwarze geschrieben haben. Das war nicht einfach, ist mir aber gelungen. Darauf bin ich stolz.
Natürlich sind rund 200 Leute in einer Kirche ganz anders als 10.000 Hörer in der Stunde. Aber die Hörer habe ich nie gesehen, die waren mir als Zahl immer egal. Die 200 waren verflixt real – in ihren Gesichtern konnte ich sehen, ob sie begeistert sind, schlafen, zuhören, ablehnen… das war sehr intensiv. Und das wird mich sicher noch eine ganze Weile beschäftigen.
Ach, sagte ich schon? Es hat mir echt Spaß gemacht!