…und weg!

Flügesurfen, das: Die Angewohnheit, abends auf der Couch oder in müden Arbeitspausen nach billigen Möglichkeiten zu suchen, schnell und günstig für ein paar Tage weg zu kommen.

Ich will gar nicht weit. Aber ich will schon wieder. Für meine Klimabilanz ist das eine Katastrophe, aber mein Herz hüpft vor Freude: wenn ich mir kurzentschlossen einen Billigflug schnappe und ein langes Wochenende verplane. In London. In Barcelona. In Mailand. Nicht in Kopenhagen oder Amsterdam. Da fahre ich lieber mit dem Auto hin. Und tue das auch, wenn mir danach ist. Manche sagen: Welch Luxus! Ich nicke und kaue drei Wochen lang Butterbrot. Denn so richtig über habe ich das Geld dafür nicht. Doch wenn ich es nicht jetzt tue, wann denn dann?

Meersitzen, das: Auch Meergucken, Meerwaten, Meerriechen, Meerspüren. Das Sitzen am Strand mit Blick Richtung Meer. Am grundsätzlichsten direkt vom Boden aus, behelfsweise auch von einer Sitzgelegenheit wie Strandkorb, Bank oder Hocker möglich. Abwandlung insbes. auf den Britischen Inseln: Meergucken aus Auto.

Wenn ich das Meer sehe, bin ich glücklich. Immer. Selbst, wenn ich es jeden Tag sehe und am Tag mehrmals. Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Ein Freund von mir, der das Meer viel, viel öfter sieht als ich, weil er näher dran wohnt, hat sich mal mokiert, als ich vor Freude aufquietschte. Aber ich werde immer quietschen, wenn ich das Meer sehe, und sei es innerlich. Wenn ich richtig schlecht drauf bin, raffe ich mich auf und fahre hin. Dann geht es mir gleich besser.

Blick aufs Meer

Beamimpuls, der: Der plötzliche und dringende Wunsch, sofort an einem anderen Ort zu sein, an dem man vorher bereits war. Führt häufig zum Flügesurfen (siehe dort).

Oftmals weiß ich gar nicht, welcher Ort mir gerade durch den Kopf schießt, aber ich möchte sofort wieder hin. Zwei Jahre habe ich gebraucht, um herauszubekommen, dass der kleine Hafen, den ich suchte, in den Niederlanden liegt. Da war ich ungefähr 1992. Dummerweise war das auf einer spontanen Radtour, und ich werde den Hafen mutmaßlich nicht wiederfinden. Einfacher ist es da mit Lieblingsorten in Irland oder Frankreich. Die habe ich mir intensiver gemerkt. Ganz schwierig sind Orte, die es nicht mehr gibt, wie abgerissene oder umgestaltete Häuser oder Plätze meiner Kindheit. Von denen träume ich manchmal. Zum Glück werde ich davon nie traurig.

Freundehopsen, das: Reisen von einer Freundin zur anderen (oder auch von bzw. zu einem Freund), um dort einige Tage und Nächte zu verweilen. Verwandte Begriffe: Couchsurfing, Stippvisite.

Meine Freundinnen und Freunde wohnen in der Regel nicht bei mir um die Ecke. Meistens muss ich mindestens eine Stunde weit fahren, weil sie überall in der Republik verstreut sitzen – und manche auch im Ausland. Neuerdings ist ein (selten gesehener, aber dennoch teurer) Freund sogar in Istanbul. Ha!
Genau so gern, wie ich meine Freundinnen und Freunde besuche (Kiel, Starnberg, Schwerin, Caen, Fribourg, Düsseldorf, Wismar, Mols, Berlin, Köln…), dürfen sie auch zu mir kommen. Wir haben ein Gästezimmer und ich habe gern Besuch. Juchu!


 

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade von Ferngeweht. Sabine Olschner hat gefragt, was Fernweh für mich bedeutet, beziehungsweise ob ich trotz vieler Reisen Fernweh verspüre – oder vielleicht einfach rastlos bin. Das hat sie übrigens alle gefragt, die diese Frage beantworten wollen. Lust dazu? Dann hurtig, bis zum 30.11. läuft die Parade noch.

28. November 2014 von Britta Freith
Kategorien: Reisen, Selbstdarstellung | 3 Kommentare

Kommentare (3)

  1. Oh, Britta, so ein schöner Fernwehbeitrag – danke dafür! Und weißt Du was? Du bist auch noch die glorreiche Nr. 50 der Beiträge, die zu meiner Blogparade eingegangen sind. Toll!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.