Es schillerte dereinst in Tirol

ttbw_button
In meinem Lieblingsnetzwerk dem Texttreff bewichteln wir uns einmal im Jahr. Hier im Norden sagen wir Julklapp. Alle, die mitmachen, ziehen ein Los und müssen jemand anders beschenken. Wie es so ist in einem Netzwerk textarbeitender Frauen beschenken wir uns mit Texten. Wir bloggen uns eins (manche auch zwei). Für mich hat das dieses Jahr die Journalistin und Autorin Susanne Gurschler aus Innsbruck gemacht – und damit zwei Sehnsüchte losgetreten: Ich möchte mal nach Innsbruck und fast noch dringender nach Tirol. Dort war ich nämlich nie. Susanne dafür umso öfter. Friedrich Schiller wiederum nicht. Und darüber macht sich meine Kollegin so ihre Gedanken. Danke, Susanne, für deine Wichtelei!

Schon in der Schulzeit hatte ich eine Vorliebe für revolutionäre Geister – auch bei den Literaten. Schiller war mir näher als Goethe, Heine auch. Daran hat sich wenig geändert, außer, dass ich mittlerweile wieder öfter nach den Klassikern in meinem Buchregal greife.

Im Gegensatz zu Goethe, der Tirol ganz nett fand – „Von Innsbruck herauf wird es immer schöner, da hilft kein Beschreiben.“ (Italienische Reise) – und Heine, der Tirol ganz grässlich fand – „Insbruck selbst ist eine unwohnliche, blöde Stadt.“ (Reisebilder) – war Schiller nie in Tirol.
Dennoch scheinen die Tiroler, besser gesagt, die Innsbrucker, eine besondere Liebe für seine Dichtung empfunden zu haben.

Denn Schiller setzte zwar persönlich keinen Fuß auf Tiroler Boden, dafür fanden sich damals einige seiner zentralen Stücke auf dem Spielplan des Hoftheaters in Innsbruck. Nun mag der eine oder die andere das nicht sonderlich erwähnenswert finden, aber: Tirol war schon damals nicht gerade bekannt dafür, besonders fortschrittlich zu sein, von revolutionär ganz zu schweigen. Es war Provinz, tiefste Provinz. Die Berge hoch, die Gemüter klein sozusagen. Daran änderte auch nichts, dass manch subversiver Geist in und durch das Land reiste.*

Schiller-Feier im „Deutschen Kaffeehaus“ in Innsbruck 1859 (C) Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/Bibliothek mit freundlicher Genehmigung von Roland Sila

Schiller-Feier im „Deutschen Kaffeehaus“ in Innsbruck 1859
(C) Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/Bibliothek mit freundlicher Genehmigung von Roland Sila

Schiller jedoch, der fand auf der Bühne des Hoftheaters begeisterte Aufnahme. Noch zu seinen Lebzeiten wurden vier seiner Werke in Innsbruck aufgeführt, wie im Aufsatz „Schiller in Tirol“** von Roland Sila, dem Kustos der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, nachzulesen ist. Darunter jenes Drama, das mein jugendliches Herz im Sturm eroberte und noch heute zu bewegen weiß: „Die Räuber“. Sie waren in Innsbruck erstmals 1795 zu sehen und – wie die anderen drei hier gezeigten Schiller-Dramen – eine österreichische Erstaufführung. Wien hatte offensichtlich geschlafen. Ts! – kann ich da nur sagen.
Dem nicht genug, fanden in Innsbruck gar aufwendige „Schiller-Feiern“ statt. Die wohl größte anlässlich seines 100. Geburtstags 1859, die letzte anlässlich seines 200.

Nur am Rande sei erwähnt, dass es darüber hinaus Vermutungen gab, der große Friedrich Schiller könnte Tiroler Wurzeln gehabt haben. Bestätigt haben sich diese aber nicht.

Schade, irgendwie. – Nicht?

————————————
* Einige Schriftsteller haben Tirol durchreist – einige kürzer, andere länger. Mehr dazu auf der Literatur-Land-Karte Tirol.

Mehr über Schillers Reise gibt es gedruckt von Roland Sila: Schiller in Tirol – eine Spurensuche. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums, Innsbruck 2005; 85/2005, S. 177-184.

16. Januar 2014 von Britta Freith
Kategorien: Reisen, Texte | 3 Kommentare

Kommentare (3)

  1. Liebe Britta,
    große Freude.

  2. Wie man sieht, kann von „kleinen Gemütern“ keine Rede sein….
    Und überhaupt: Die Tiroler, die ich kenne, zeichnen sich alle durch ein sehr gewinnendes Wesen aus. Und dazu noch die schöne Landschaft – ich glaube, Du wirst Dich dort wohlfühlen Britta. Bestimmt findest Du dort auch den einen oder anderen traumhaften Landfrauen-Garten. 😉

Schreibe einen Kommentar zu Susanne Gurschler Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.