Niemand braucht “den Druck”
Ich kenne mindestens zehn Menschen, die behaupten, sie bräuchten erst einen gewissen Druck um losarbeiten zu können. Zeitdruck, Druck von jemand anders, finanziellen Druck – was weiß ich. Kein Druck, keine Arbeit. Autosklaverei nenne ich das! (Und das hat, ich sag’s vorsichtshalber, nichts mit Automobilen zu tun, sondern mit der griechischen Vorsilbe für „selbst“.)
Hinter dem Gefühl, man könne nur in letzter Sekunde wahre Ergebnisse liefern, steht meiner Meinung nach die Angst vor der Aufgabe und der Arbeit. Der Unwille, sich ihrer zu widmen. Eine Vermeidungsstrategie mit der stillen (und meist nutzlosen) Hoffnung, der weiße Ritter käme und nähme einem alle Bürden ab.
Beliebt ist dieses Phänomen in der schreibenden Zunft. Die „Schreibblockade“ wird gern erwähnt. Meist falsch, es gibt sie ja angeblich auch bei Diplomarbeiten, Radiobeiträgen, PR-Texten, Magazinartikeln. Mumpitz! Bei Gedichten, schöner Literatur: Meinetwegen. Aber bei einem Auftragstext???
Der Trick beim Schreiben ist: Man muss es tun. Wenn man nichts tut, steht auch nichts auf dem Papier. Manchmal ist schreiben wie Joggen: Man sich warm machen, bevor es so richtig los geht. Die vielzitierte (und überhöhte) Angst vor dem weißen Blatt Papier wird man am besten los, indem man es beschreibt. So einfach!
Es ist fast, wie an meinem allerersten Tag beim Radio. Da wurde mir sofort eingebleut: Egal, wo du bist, egal was passiert: Nie kommst du ohne O-Ton nach Hause. Selbst dann nicht, wenn niemand etwas gesagt hat. Es gibt IMMER einen Ton.
Genauso gibt es auch immer einen ersten Satz. Man muss ihn ja nicht ewig dort stehen lassen, man kann ihn ändern, er muss nicht die beste aller Lösungen sein. Aber er ist ein Anfang. Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt.
Um sich für diesen Schritt zu wappnen, gibt es verschiedene Tipps. Meiner ist: Nicht zögern und aufschieben. Anderen hilft vielleicht ein Zeitplan, den sie konsequent abarbeiten. Vielleicht ist es eine gute Sache, das Unangenehmste zuerst zu tun. Dann ist es weg!
„Do first things first and second things not at all“ – das Wichtigste zuerst tun, nachrangige Dinge gar nicht – ist eins meiner Lieblingszitate. Stammt von der Managementkoriphäe Peter Drucker, der auf der hier verlinkten Seite übrigens sehr schön porträtiert wird.
Zurück zum Anfang: Eine Storyline, eine Tabelle, ein Konzept: all diese Dinge können beim Annähern an das Endprodukt helfen. Wenn ich mir einen guten Rahmen zurechtzimmere, ist es wie beim Bauen eines Strohballenhauses: Steht das Skelett, muss ich es nur noch füllen.
Klar, dass es zum Thema „Aufschieben“ einen Haufen Bücher gibt. (Hier mal eins, herausgepickt, weil man reinblättern kann.) Man kann auch teure Seminare belegen. Am billigsten und effektivsten ist allerdings:
Anfangen!