Ein wirklich doofer Garten
Als bekennende Gartenliebhaberin fällt es mir sehr schwer, einen Garten nicht schön zu finden. Auch der, in dem ich gerade war, hatte ein paar schöne Ecken. Und zwar immer dann, wenn ich aus dem Garten hinaus auf den Gardasee gucken konnte, und den doofen Garten selbst nicht sehen musste. Parco del Vittoriale heißt er.
Das martialische Monstrum voll faschistischer Monumentalarchitektur wurde von Gabriele d’Annunzio entworfen. Herr Annunzio war ein italienischer Dichter und Mentor Mussolinis, wie ich heute erfuhr. Als ich das feststellte, war ich ob meiner Bildungslücke nicht mehr unglücklich. Dieser narzisstische Geck war darstellungssüchtig, frauenverbrauchend, laut Vita wohl hochbegabt und hatte eine kindlich-größenwahnsinnige Neigung, Kriegsspielzeug zu sammeln.
Sein Dandytum, sein Sexleben und seine vielen Schuhe (es gibt eine Ausstellung im Museum, in der man auch Nachthemden und den Abguss seines Lieblingswindhundes sehen kann) interessieren mich nur nachgeordnet, die könnten sogar recht amüsant sein. Noch nie hatte ich zuvor ein Männernachthemd mit goldumstickter kreisförmiger Öffnung an einer wesentlichen Stelle gesehen. Aber dieser düstere Garten hat mir echt den Rest gegeben. Und sowas an einem so schönen Fleckchen Erde!
Hohe Mauern, an römische Architektur erinnernde Säulengänge und Terrassen, seltsame Gedenkstätten, die mit Torpedos verziert sind, alles gesäumt von lange viel zu hoch gewachsenen, verdunkelnden Zypressen… gekrönt von einem wahnwitzig großen Mausoleum, in dem eine ewige Flamme brennt und auf dessen Spitze eine immer noch mit frischen Blumen geschmückte Stele in den Himmel ragt.
Furchtbar.
Ebenso furchtbar fand ich übrigens, wie viele begeisterte junge italienische Männer mit ihren hochbehackten Frauchen durch die Anlagen liefen, an dem höchsten Punkt ein persönliches Panoramabild schossen (die Frauen spitzten dazu den Mund und guckten schräg von unten), und wie dieser Wahnsinn von einem Verein gehegt und gepflegt wird. Nur wir irrten in fassungsloser Irriation durch die Anlagen und haben den Quatsch mit 16 Euro unterstützt. Gut, es gab ein bisschen moderne Kunst, die mit dem Alten brach – die hat mich ansatzweise versöhnt.
Also, lasst uns in den Garten gehen:
Natürlich blüht Anfang März noch nicht viel, auch nicht am Gardasee. Mag also sein, dass es unnötig kahl aussieht. Dies ist, laut aktueller Beschilderung, der heiligste Ort des Gartens:
Gruselpusel:
Hauptsache ein römisches Zitat:
Die Schildersammlung des Herrn Annunzio:
Und nun kommt’s: Der Typ hat zwei Schiffe den Berg raufgeschleppt. Na, Gedanken an Fitzcarraldo? Das eine Schiff ist ein Torpedoboot, das in einem Bootshaus auf dem Berg aufgebahrt ist. Das andere ein großes Kriegsschiff, das zu einer Aussichtsplattform umgewandelt wurde:
Ja, beeindruckend. Aber auch völlig daneben. Ein schrecklicher Ort.
Ich musste an ein anderes Gartenschiff denken, auf dem ich vor vielen Jahren war, die Villa & Jardins Ephrussi de Rothschild auf dem Cap Ferrat. Der ganze Garten auf dem schmalen Cap ist dem Luxusliner Ile de France nachempfunden. Ja, auch ein Stück überbordender Gartenwahnsinn, aber weit schöner als der, den ich mir hier angetan habe.
So fühlten wir uns jedenfalls beim Nachhausegehen:
(Trotz dieses Gartens hatte ich übrigens einen wundervollen Tag!!)