Irland: 5 Reisetipps
Seitdem ich Anfang der 90er in Irland studiert habe, bin ich der Insel verfallen. Ich liebe den besonderen englischen Singsang, die freundlichen Menschen, die Küsten, die Alltagskultur. Und ich klettere auch ganz gern mal in Ruinen herum. Davon gibt es in Irland reichlich.
Als Sabine Olschner von Ferngeweht zu Ihrer großartigen Blogparade Stadt, Land, Fluss aufrief, habe ich mir den Buchstaben I und das richtige Land gegriffen: Irland. Hier nun 5 Tipps für die wunderbare Insel.
Sei dankbar, das sind genau die Tipps, die du hier kriegst, keine anderen. Hättest du hier nicht gelesen, hättest du sie nicht. Danke Gott und füg dich in dein Schicksal. Sei ein bisschen irisch!
Das Wetter
„I haven’t seen the sun for weeks“ ist ein gängiger Gesprächseinstieg. Ab spätestens 22°C ist es „too hot“. Wenn die Wolken 5 Minuten die Sonne freigeben, gilt es als ein Tag mit „blazing sunshine“. Regenpausen werden schnell dazu genutzt, das Haus zu streichen.
„A mild day“ ist ganz schön – manchmal hört der „drizzle“, der Nieselregen, an diesen Tagen auch ein bisschen auf. Für die Liebhaber von Romantik: Irland ist vermutlich das einzige europäische Land mit Regenbogengarantie.
Auf der Straße
Iren sind ungemein erfindungsreich. Nicht immmer erreicht die Technik Marktreife, aber auf Ideen wie das Recycling von Regenwasser für die Scheibenwaschanlage muss man erstmal kommen:
Ansonsten hilft im irischen Straßenverkehr vorausschauende Höflichkeit. Besonders, falls man mit dem Rechtslenker bei Linksverkehr nicht so klar kommt. Wenn es eng wird und der Platz reicht, hält man möglichst für Entgegenkommende an und lässt sie vorbei.
Ist man langsamer als andere und die Situation erlaubt es, fährt man blinkend nach links und lässt die nachfolgenden Fahrzeuge durch. Achtung auf engen Straßen im Südwesten: Seitlich des Asphalts noch vor Mauer und Hecke ist oft ein schmaler zugewachsener Graben. Wenn man darin landet, muss einen der Trecker herausziehen. Zwar bekommt man so Kontakt, aber das geht auch einfacher.
Auf dem Land werden Entgegenkommende (fahrend wie gehend) mit Fingerheben gegrüßt.
Kreisel wurden in den vergangenen zehn Jahren inflationär gebaut, funktionieren aber anders als anderswo und es ist möglich, dass die Iren sie nicht kapiert haben. Im Zweifel links halten und damit rechnen, dass jemand an Ausfahrten von rechts querschießt.
Tiere
Nutztiere haben einen gewissen Freibrief. In einsameren Gegenden im Nordwesten dürfen insbesondere Schafe alles. Da sie nicht eingezäunt sind, springen sie unverhofft vor Autos.
Ein irischer Freund erzählt gern die Geschichte des Bauern, der eine Ziege dressierte, sich vor Autos zu werfen. Der Bauer kassierte daraufhin Entschädigung bzw. Schmerzensgeld für die Ziege.
Ich selbst erinnere mich an den Tag, als eine Herde Kühe da entlang wollte, wo unser Auto schon stand, die Tiere in Panik gerieten und die Kühlerhaube zerdellten. In so einem Fall sprechen Iren von Glück, schließlich ist die Windschutzscheibe heilgeblieben.
Eine andere Form von Glück sind die vielen Touristen, die tatsächlich älteren Männern in altmodischer Kleidung mit einem Esel am Strick Geld für ein Foto geben. Es ist nicht wirklich klar, warum die Touristen das begeistert tun, aber es ist doch auch egal, oder? Another Pint, Fergus!
Die Wahrheit
Nichts geht über eine gute Geschichte. Die erzählt man, um Lacher zu ernten oder um anderen nach dem Mund zu reden. Das Leben ist schon schlimm genug, das wissen wir auch so. Hier eine typische Erzählung über ein Haus, das zum Verkauf steht. Es lohnt sich, bis zum Ende zuzuhören, wenn man wirklich überlegt, etwas in Irland zu kaufen.
„Ein schönes Haus, ich sage Ihnen. So ein schönes Haus. Matt hat gern da gewohnt. Drei Jahre hat er da gewohnt. Viel Platz hatte er. Und schön geschützt liegt es. Da unten in der Senke. Die Büsche darum sind hoch, da kommt der Wind nicht rein. Wird auch nicht zu heiß, die Sonne bleibt draußen. Ich sehe schon, Sie können gut fahren, dass Sie da hingekommen sind. Da kommt nicht jeder hin. Manche finden’s gar nicht erst. Und wenn Sie dann unten sind, kommen Sie nicht wieder rauf. Ist ja auch ziemlich steil. Ich habe manchen schon mit dem Trecker geholt. Und wissen Sie was? Im Winter ist es wahnsinnig schön, dann kommt der Regen und schießt den Steilhang runter und sie stehen unten am Haus und es ist wie ein Wasserfall. Da ist gut, wenn Sie ein bisschen Vorräte im Haus haben. Der Kamin zieht ja auch anständig, also, wenn Sie dann genug trockenes Brennholz haben… Matt war es dann irgendwann zu einsam, der ist wieder nach England. Wirklich, sehr schönes Haus.“
… und das Sterben
Man kann alles beschönigen, nur den Tod nicht. Die Iren wissen das. In Irland wurde früher sehr viel gestorben, es war ein armes Land. Schon Kinder waren vertraut mit Totenwachen und Trauerfeiern. Heute noch wird ein Dorf abgesperrt, wenn ein Leichenzug hindurchkommt. Die Läden machen zu, die Kneipen pausieren, alle stehen draußen und senken den Kopf. Danach ist wieder Business as Usual.
Bei meinem letzten Irlandurlaub traf ich Seamus, 87, in einem B&B. Er war zurück nach Sligo gekommen, weil zwei Schwestern von ihm kurz nacheinander gestorben waren. Er erzählte der Landlady davon, eine tragische Geschichte. Während in Deutschland alle lange betroffen geschwiegen hätten, haute die Landlady ihm auf die Schulter und meinte: „Ye can’t do anything about it, that’s life. Another tea, Seamus?“ – „Yeah, that’s how it is now. Gimme another cuppa, thank you love.“
Jetzt möchte ich so gerne mal wieder nach Irland! Vielleicht nicht, um dort Immobilienbesitz zu erwerben, aber zum Teetrinken. Und Schafezählen.
Das ist Irland! Vielen lieben Dank für den schönen Beitrag zu meinem Stadt-Land-Fluss-Projekt. Ich könnte glatt schon wieder auf die Insel fahren …
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Wie reizend erzählt! Sehr charmant.
Und nach Irland wollte ich ohnehin bereits. Und jetzt noch mehr. 🙂
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