Ich will meinen Friseur zurück

Ich habe ein Problem mit Friseuren. Vielleicht ist es angeboren? Vermutlich. Dabei habe ich seit meinem 18. Lebensjahr einen Lieblingsfriseur. Er heißt Jörn, macht seinen Job fantastisch und ist hier. Ich kann ihn wärmstens empfehlen, mutmaßlich ist er einer der besten Friseure Hamburgs. Der einzige Haken: Ich komme nicht hin! Ernsthaft.

Mein bisher letzter Versuch ist ein gutes Jahr alt. Ich hatte mir zeitig einen Termin besorgt und bin zwei Stunden früher losgefahren, vom einen Ende Hamburgs zum anderen. Normalerweise brauche ich für die Strecke eine Stunde, egal ob per Bahn oder Auto. Naja, etwas mehr mit der Bahn. Es kam, wie es kommen musste: Es war Stau. Kein normaler Stau natürlich. Es regnete Autos vom Himmel, die sich kreuz und quer vor mir platzierten. Unfälle sprossen förmlich aus dem Boden, Busse stellten sich quer. Ich war nach einer Stunde nicht mal annähernd auch nur in der Nähe von Othmarschen. Dabei schien die Sonne strahlend und es war 10 Uhr vormittags, der Berufsverkehr war also längst durch. Doch ich hatte keine Chance.

Um 10.30 war ich noch in Bahrenfeld, meine Reifen waren offenbar in Beton eingegossen. Nervös begann ich, die Nummer des Ladens zu wählen. Aber, und das ist WAHR, die Leitung war tot. Ich kam nicht durch. Ich konnte nicht mal Bescheid sagen, dass ich es – übrigens zum 3. Mal in Folge – wieder nicht schaffen würde. Es ist peinlich. Unerklärlich noch dazu.

Damals habe ich aufgegeben. Ich bin seitdem Friseurhopperin. Das fällt mir besonders schwer, denn bevor Jörn meine Haare schnitt, war ich Frisurmodel für Lehrlinge. 3 Stunden lang habe ich seit meinem 12. Lebensjahr für jeden Schnitt auf dem Stuhl gesessen, bis die Lehrlinge jede „Gemme“ (der Fachausdruck für Haarsträhne offenbar) einzeln geschnitten hatten. Ich hörte den Meister des sehr guten Salons fluchen, sah Azubis heulen und strahlen, dackelte willig zu Prüfungen und war dabei, wie Träume zerflossen. Seitdem jedenfalls merke ich genau, ob ein Friseur meine Haare richtig anfasst, oder nicht.

Das könnte mir ja Sicherheit vermitteln, doch tatsächlich macht es mich total wahnsinnig. Denn ich kann doch schwerlich nach dem Haarewaschen und dem ersten falschen Griff zu Schere und Gemme aus dem Salon stürmen. Dabei wäre ich sogar bereit, all den Nieten Ausfallhonorare in die Hand zu drücken, nur damit sie mich in Ruhe lassen. Ich bin zu höflich dazu.

Also musste ich Tricks entwickeln. Der erste: Guck nie nach der Angestellten mit dem besten Haarschnitt im Salon. Achte viel mehr darauf jene zu wählen, die den anderen die Haare schneidet. Sie sieht vielleicht aus wie Kraut und Rüben, aber sie kann schneiden, und darauf kommt es an.
Ein guter Friseur (m/w) setzt dich zuerst mit TROCKENEM Kopf vor den Spiegel und spricht durch, was DU willst. Und dann muss man gleich sagen, ob man lieber stundenlang vorm Spiegel rumstyled oder ob man es praktisch haben will. Praktische Haarschnitte tendieren dazu zu fransen und dergestalt praktisch zu sein, dass sie eng und platt um den Kopf liegen. Weil man sie ja nicht föhnen müssen soll.

Raus sind viele Friseure übrigens am Ende der Veranstaltung. Und zwar immer dann, wenn sie behaupten, dass sie ein ganz tolles Wachs hätten, dass sie in meine Haare klieren können. Eins, das nicht klebt und die Haare nicht beschwert. Das gibt es aber nicht, Friseure! Ich habe Haare wie glattgezogene Seidenfäden, daran kann man nichts tun. Wenn ihr Wachs reinschmiert, sehe ich aus wie eine schwer pubertierende 13-jährige. Glücklicherweise fehlt mir die weiträumige Bepickelung.

Friseure! Hört mir zu! Nehmt nicht an, wie ich meine Haare will. Schneidet sie bei „schulterlang“ nicht auf Kinnhöhe ab – auch wenn ich beim Schneiden die neueste Sleek lese. Ich will nicht jedesmal nach dem Friseur meine Haare färben müssen, nur damit eure definierten Schnitte bei meinem mausblond nach irgendwas aussehen. Und überhaupt!

Im Grunde will ich zu Jörn. Aber das wird wohl in diesem Leben nichts mehr.

24. April 2009 von Britta Freith
Kategorien: PR, Selbstdarstellung | 7 Kommentare

Kommentare (7)

  1. Ich empfehle in diesen Fällen immer einen Haarschnitt bei einem Friseur im Ausland. Natürlich nur dann, wenn man sich mit dem Friseur nur mit Händen und Füßen verständigen kann. Ich könnte da in Venedig jemand empfehlen. Direkt an der Riva.

  2. Ach Schatz, ich fühle mit dir, mein „Björn“ ist in Madrid! Zum Glück fahr ich da in zwei Wochen endlich hin!! Der braucht 20 Minuten und danach stimmt alles 😉 Und das merkt man schon bei seinem ersten Griff in mein (trockenes!) Haar …

  3. einmal OT: hast Du Deinen Blog-Titel verändert oder habe ich die ganze Zeit einen falschen Titel im Kopf gehabt. Curios. Mir war immer so, dass Dein Blog „Text mit Stimme“ hieß…

  4. Mausblond?
    Wer?
    Oder: ich wusste ja gar nicht, dass du gefärbt bist.

  5. Huch, das ist mir jetzt geradezu peinlich…

  6. @musicampus Ach nein! Mir ist seit einigen Wochen schon was ganz anderes peinlich – und ich hoffe, ich komme morgen mal zum Foto machen… 😉

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